Montag, 28. Mai 2007

Neues Bett

Gestern langer Eintrag, heute noch mal ein kurzer, da ich den größten Teil wieder gelöscht habe. Denn ich darf hier nicht zu viel verraten, weil alle bei uns im Büro ganz paranoid sind, und sofort alles verstecken, wenn jemand ins Büro kommt; da keiner wissen soll, woran wir gerade arbeiten, da Island so klein ist; und wer weiß, wer das alles liest. Also nur so viel: es ist nicht gerade produktiv, mit einem Juniorchef zusammenzuarbeiten, der sich vor einigen Wochen in Amiland vermastert hat und deshalb glaubt, alles als einziger wirklich und am besten zu wissen und überall seine Meinung kundtun zu müssen. Das Ganze hat nur den Vorteil, Englisch diskutieren zu lernen. Den Rest möge man sich bitte vorstellen oder gezielt nachfragen.

Und jetzt noch die angekündigte gute Nachricht: wir müssen nicht mehr in einem 90cm Bett schlafen, sondern haben am Samstag ein gefühlt 120Meter breites Bett bekommen!!! Ist auf alle Fälle viel viel angenehmer. Gute Nacht…

By the way, gestern an Pfingsten waren auch einige Läden geschlossen, die sonst auch sonntags bis 2200 geöffnet haben. Nur auf den teneleven (isländische entsprechung kann ich noch nicht), der etwas überteuerte 24stundensupermarkt, war trotzdem verlaß – und auch reichlich genutzt, selbst am Samstag abend schon, als der Bonus, Billig-Supermarkt, aber deshalb auch von allen Isländern genutzt, schon seit 18 uhr (macht normalerweise auch erst um zehn oder elf auf) lange geschlossen hatte.

Sonntag, 27. Mai 2007

Islaendische Architektur

Island ist vulkanischen Ursprungs, so daß es als Baumaterialien weder leicht zu bearbeitenden Stein noch Lehm zur Ziegelherstellung gibt; selbst Holz muß importiert werden. Erst mit dem Aufkommen des Betons zu Beginn des letzten Jahrhunderts wurde es möglich, dauerhafte Konstruktionen aus örtlichen Materialien zu errichten.
Im späten neunten Jahrhunderts begann Islands Besiedelung durch die Wikinger, vornehmlich von der Westküste Norwegens. (Erste Ansiedlung war übrigens 874 Reykjavík, die „Rauchbucht“; zwischen Hafen und Tjörnin, also im heutigen Zentrum der Stadt.) Diese brachten ihre eigene Bauweise und –techniken nach Island mit. Dieser Zwang, ausländische Methoden importieren zu müssen (auch lange die Ausbildung der Handwerker und Architekten in Europa oder den USA) und diese dann geschickt anzupassen, ist Stärke und Schwäche zugleich. Die Architektur spiegelt damit aber auch die Individualität und den Drang der Isländer, ins Ausland zu schauen.
Das ursprüngliche Bauernhaus bestand aus einem etwa dreißig Meter langen und sechs Meter breiten einzigen Raum, die Feuerstelle in der Mitte, in dem das ganze Leben der Familie stattfand. Dieser wurde im Laufe der Jahrhunderte in mehrere Räume aufgeteilt und angebaut. Es waren hauptsächlich Torfgebäude, die nach traditioneller Bauweise folgendermaßen errichtet wurden: Zuerst wurden die Außenwände aus Torf errichtet, dann aus Treibholz oder importierten Holz das Grundgerüst für das Dach, bis ins 18. Jahrhundert hinein eine Stabkonstruktion. Das Dach wurde dann mit Reisig (oder Steinplatten) gedeckt und dann mit Torf überdeckt. In einer äußeren Torfschicht sind also Holzhäuser bzw. Holzgerippe versteckt; aus Gründen der Wärmedämmung und des örtlichen Vorkommens.
Mit dem dänischen Handelsmonopol kamen ab 1600 aus Dänemark und Südskandinavien vorgefertigte und von dänischen Handwerkern errichtete Holzhäuser nach Island, die außen schwarz geteert wurden und nur die Türen und Fenster bunt gestrichen. Größeren Einfluß hatte jedoch das norwegische Fertighaus im neuromantischen, dem „Schweizer Stil“, das um 1900 von norwegischen Wal- und Heringsfischern mitgebracht wurde. Dieses wurde adaptiert, das Holz jedoch bald durch britisches Wellblech ersetzt, das günstiger zu bekommen und zudem wetterbeständiger war.
Nach einem Brand 1915 im Zentrum Reykjavíks wurden Holzhäuser aber in den Städten verboten, so daß – nach einem kurzen Intermezzo, aus gebrochenem Naturstein mit Zement vermauert Gebäude zu erstellen – in den zwanziger Jahren die Liebe der Isländer zum Beton entbrannte. Es war die erste Möglichkeit, dauerhafte Gebäude aus einheimischen Materialien zu erstellen. Beispiele sind die Hallgrímskirkja, weithin sichtbares Wahrzeichen Reykjavíks, oder die Uni Island, beide von Guðjon Samúelsson. Aus Gründen der Wetterbeständigkeit (neben der Sonne immer ein großes Thema in der isländischen Architektur) und des Wunsches , die rohe Wirkung des Betons zu mildern (können zumindest viele nicht-Architekten, die wir ja den Sichtbeton lieben, bestimmt verstehen), wurde isländisches Gestein, Quarz, Kalkstein und schwarzer Obsidian zusammen mit etwas Zeolithkristall in den Putz gemischt, der die Fassade zum glitzern brachte (siehe beispielsweise unsere Hausfassade zur Laufasvegur), die eines der Hauptmerkmale des isländischen Funktionalismus wurde (deswegen aber noch lange nicht schön!).

Reykjavik, das bis ins 20. Jahrhundert hinein ein Dorf war, besteht damit aus einer unterschiedlichsten Mischung aus Gebäuden: winzigen bunten Wellblechhäusern (die Dächer bestehen selbst bei heutigen Gebäuden eigentlich durchweg immer noch aus Wellblech) rot oder blau angestrichen, manchmal auch metallisch silbern belassen, villenartigen Vorstadthäusern, vielfach auch strahlend weiß verputzt – bestimmt ein Statussymbol – oder hässlichen siebzigerJahre-Klötzen, alles bunt durcheinander, und immer wieder der Ausblick zum Meer, dazwischen alte Omas in kleinen bunten Hexenhäusern, junge flachsblonde Isländerinnen in abartigen Leggins mit gefütterten Stiefeln und Miniröcken und junge Typen in Anzug und Krawatte – alles bunt gemischt. Und auf der vierspurigen Straße am Hafen (die nun wirklich kein Mensch braucht, weil da eh nichts los ist, aber da kommt man mit einem Isländer wohl auf keine gemeinsame Meinung) fühle ich mich immer wie in Fairbanks, Alaska, hohe, abweisende Hochhäuser mit Satteldächern, die Loggien mit Glasscheiben zu Wintergärten umfunktioniert, davor eine einsame Tankstelle, durch eine leere, breite Straße von der Bucht getrennt, hinter der sich hohe schneebedeckte Berge auftürmen.
Ach ja, erstaunlicherweise findet man hier auch kaum die Standardmetallgerüste, wie sie in Deutschland überall rumstehen, auf denen die Bauarbeiter rumspringen und die Fassade bauen, sondern es wird alles wie in Asien extra aus Holz zusammen geschraubt. Müsste man noch mal rausfinden, wieso das so ist, wo es doch eigentlich gar kein Holz auf Island gibt, wie wir gerade gelernt haben, und wenn, dann höchstens so verschrumpelte Birken, die ja nie wachsen können, weil immer Winter ist, außer jetzt, wo man als Deutscher schon im Pullover auf dem Austurvöllur sitzen kann; Isländer sehr viel spärlicher bekleidet).

Okay, das zum kurzen Abriß/Referat über isländische Architektur, vielleicht wars ja für irgendjemanden interessant… (die Informationen stammen zum Teil übrigens aus: Birgit Abrecht, architectural guide to iceland, Reykjavík 2000)

architektur

Montag, 21. Mai 2007

Big Autos

Freitag Abend habe ich bei dem wochenendlichen Autokorso durch die Laugavegur auf der Suche nach der besten Location – und sehen und gesehen werden – mal wieder einen Baby-Hummer gesehen (amerikanische Protzergeländewagenmarke, den die ganzen tollen Bodybuilderschauspieler Hollywoods – und bestimmt auch andere – haben) und fotografiert habe, kann ich endlich diesen Eintrag über Big Autos machen. Island hat ja eh die zweithöchste Autodichte nach den unvermeidlichen USA, ich glaube, gerade sind es 650 Autos pro Tausend Einwohner, aber rasant steigend (1996 waren es nur 400, oder so), aber auch nur eine wirkliche Straße außerhalb der Städte, die „1“. Man kommt also außerhalb des Großraums Reykjavík mit seinem schicken Stadtwägelchen nicht weit, selbst heute waren noch viele Straßen im Landesinneren wegen Unpassierbarkeit gesperrt. Deshalb haben viele Isländer, gerade die wohlhabenderen Familien hier bei uns in der Gegend, ein solches, zum Beispiel einen Porsche Carrera, und dann noch ein schönes, großes, dickes geländegängiges Auto. Beliebt sind zum Beispiel der Land Rover …, besonders in sonem metallicgrausilber, aber auch in weißer Mafiaausführung. Ganz krass sind dann diese Monsterversionen amerikanischer Bauart, meistens von Ford, über die ich nicht mal mehr drüber schauen kann.
Erstaunlich ist aber, daß die Isländer total rücksichtsvoll Autofahren; man kann jederzeit die Straße überqueren, die Isländer halten an oder warten schon, wenn man sich auch erst auf fünfzig Meter einem Zebrastreifen nähert. Ganz anders als Fußgänger, da werden sie rücksichtslos. An der Supermarktkasse wird kein Platz gemacht, auf den Bürgersteigen entlang der Laugavegur rennen sie uns um und mit so hochrädrigen, silbern glitzernden Kinderwagen warten sie nur darauf, daß man sich ihnen als unbedarfter Ausländer nähert, um einen dann umso schwungvoller umzufahren. Wahrscheinlich sind sie zu selten Fußgänger, nach amerikanischem Vorbild wird nämlich alles mit dem Auto erledigt (bei uns im Büro, müssen wir als Kontinentaleuropäer dafür kämpfen, nicht alles autogerecht zu gestalten). An der Kringlan, einer Shopping Mall eine halbe Stunde zu Fuß vom Stadtzentrum entfernt (in der es übrigens als einziges noch zwei Läden gibt, in denen man ein prepaid-startingset fürs Handy kaufen kann, siminn und vodafone), wollen die Politiker jetzt eine dreigeschossige Kreuzung bauen, damit die armen Autofahrer nicht mehr so lange warten müssen; ganz unten eine durchgehende Straße in Ost-West-Richtung, darüber eine in Nord-Süd-Richtung (oder umgekehrt) und ganz oben einen Kreisel, der alles miteinander verbindet. Unser Büro (beziehungsweise Gunnar) kämpft jetzt dafür beziehungsweise hat eine Lösung erarbeitet, immerhin nur zweigeschossig zu bauen, da sich der Stau ja eh nur an eine andere Stelle verschiebt. Dafür gibt es in Island nur zwei Sorten Sprit, Diesel und Normalbenzin, beides gleich teuer, momentan 1,185 ISK, ungefähr 1,25 euro pro Liter. Und trotzdem ist Reykjavík angeblich die sauberste Stadt Europas, wahrscheinlich weil es dann doch nicht genug Isländer im Verhältnis zur Fläche gibt, schließlich sind die Straßen meistens doch relativ leer – kommt uns zumindest so vor – außer natürlich die Laugavegur am Wochenende oder eigentlich überhaupt. Und ansonsten gibts ja noch den Wind, der sofort alles, was doch irgendwie nach Luftverschmutzung aussieht, wieder aus der Stadt pustet.

Morgen gibt es übrigens einen Eintrag über Architektur und die Fotos, wozu ich jetzt nämlich keine Lust mehr habe.
big autos

Sommer (oder besser Wetter)

Nach fast einer Woche ist es bestimmt mal wieder Zeit, hier wieder ein bisschen zu bloggen (in der Hoffnung, daß das auch ein paar lesen). Seit Christi Himmelfahrt (by the way, herzlichen Glückwunsch zum Vatertag, im Osten ja Männertag, also hoffentlich den Kater mittlerweile wieder ausgeschlafen, wenn es denn überhaupt so weit gekommen ist) hat leider das letzte vom Küchenfenster aus frei zugänglichen wlan-netz seinen Dienst eingestellt („sagem“ hieß es, vielleicht fühlt sich ja jemand angesprochen und möchte diese Ungerechtigkeit beheben oder vielleicht ist er ja einfach nur über die Feiertage verreist und es funktioniert eigentlich schon wieder). So sitze ich jetzt auf dem Bett und schreibe diesen Eintrag in Word um ihn dann morgen vom Büro aus zu veröffentlichen. Immerhin haben die isländischen Cafés jedoch alle freien Internetzugang, wenn auch die übrigen Preise dort etwas über dem aus Deutschland (oder vielmehr Weimar) gewohnten liegen (due Capuccini [ist der Plural richtig gebildet, Susan?] und zwei Bier [Viking, bisschen blecherner Geschmack, dafür 5,5% Alkohol, in den Supermärkten dürfen sie nur bis 2,5%verkaufen] für ungefähr zwanzig Euro [1.690 ISK] im hressó [www.hresso.is]), dafür hatten wir zwei riesige Lederbänke für uns. Aber sonst ist es schon bisschen komisch, mit Rechner im Cafe zu sitzen, die Kommunikation leidet doch etwas darunter, wenn einer immerzu auf den Bildschirm starrt. Dafür weiß ich immerhin, daß Schalke zum Glück doch nicht Meister geworden ist und der HSV sich irgendwie noch auf einen Platz gerettet hat, der möglicherweise zum europäischen Wettbewerb berechtigt – Stuttgart im Pokalfinale sei dank (vielleicht gibt es ja auch isländische Mannschaften im UI-Cup??).
Gerade haben wir noch ganz altmodisch gefühlte mindestens 50 Postkarten (sofern jemand trotzdem noch ohne auskommen muß, so möchte er sich doch bitte melden) geschrieben, die wir im Eymundsson an der Laugavegur erstanden haben (ein bisschen stilvoller als das trashigere mal og menning, das dafür aber schon cooler ist). Es ist aber sehr angenehm mit einem Latte Macchiatto hoch über der Straße im Schaufenster zu sitzen und im Spiegel zu blättern (der einzigen deutschen Zeitschrift zu vernünftigen Preisen, ungefähr fünf Euro (425 ISK), von denen es sowieso nicht viele gibt, ich glaube noch den Stern (1.250 ISK) und erstaunlicherweise die Häuser, aber die dänischen Architekturmagazine wirken eigentlich viel stylisher), die Dachterrasse war nämlich heute witterungsbedingt menschenleer – womit ich beim eigentlich in der Überschrift angekündigten Thema dieses Eintrags wäre. Nachdem Freitag, ich glaube erstmals, die Temperaturen in zweistellige Bereich geklettert waren, das Thermometer des Apple (im Dashboard im Büro) hat zeitweise 14°C verkündet, so daß ich – da ich bis dahin eigentlich meistens immer noch die Winterjacke getragen hatte (wenn man auch fast dreißig Grad aus Deutschland gewohnt ist und hier acht schon viel waren) – direkt von Sommerjacke auf gar keine mehr wechseln konnte und schon viele Leute auf dem Austurvöllur gegrillt haben oder vor dem Café Paris (Betonung auf der ersten Silbe!) saßen, und auch am Samstag strahlender Sonnenschein war, wenn auch selbst für Reykjavíker Verhältnisse relativ windig, war es heute ziemlich ungemütlich. Es hat den ganzen Tag über geregnet (zumindest können wir das ab halb zwei bezeugen) und heftig gewindet, selbst der Esja, Reykjavíks 900 Meter hoher Hausberg und eigentlich von überall zu sehen, war heute im grauen Einerlei des Nebels verschwunden. Erst jetzt gegen Abend ist es wieder schön und sonnig geworden, wie es hier eigentlich meistens ist – abends ist es eigentlich immer schön, egal wie das Wetter vorher war. Aber es ist ja ein Jahrhundertsommer vorhergesagt, auch wenn es im Westen heute noch geschneit hat.

P.S. gerade hat es in Reykjavik auch geschneit, dann hat wieder die sonne wunderschoen vom Himmel geschienen und jetzt siehts wieder ziemlich dunkel aus...

Montag, 14. Mai 2007

der upload der fotos funktioniert grade nicht, wird morgen früh vom büro aus gemacht...
gute nacht

Sonntag, 13. Mai 2007

Wahl

Wie schon erwähnt waren gestern auch Parlamentswahlen in Island. War aber nicht spannend, und das fanden wohl auch viele Isländer so; während in Reykjavik noch etwas über die Hälfte gewählt haben, waren es in den anderen Regierungsbezierken immer so vielleicht um die zehn Prozent. So kam es zustande, daß von in Island isgesamt 230.000 Wahlberechtigten nur 43% zur Wahl gegangen sind, wahrscheinlich war das Wetter zu schön und die Wahllokale zu weit weg, zumindest überall außerhalb des Großraums Reykjavik. Um 22:00 wurde jedenfalls kurz vor Ende des spannenderen Teils (der Stimmabgabe, den anderen haben wir auch nicht gesehen, die Fernsehübertragungen von Ereignissen, die in Festlandeuropa spielen, fangen ja momentan immer ungewohnt zwei Stunden früher an, gestern also um schätzungsweise 18:00) die Übertragung des Eurovision Song Contest abgebrochen, um stattdessen ein Provinztheater aufzuführen, sprich die Ergebnisse zu verkünden: Während die Übertragungen aus Studio noch relativ professionelle aussahen, die zwei Moderatoren guckten zwar immer aus dem Bild zu einem Experten im Steinmeier-Look, die Kamera jedoch erst einige Augenblicke später, und es liefen ständig Leute im Hintergrund durchs Bild, aber die Übertragungen aus den einzelnen Landesteilen war scharf. Da waren dann Rednerpulte in kleinen Sporthallen vor Handballtoren aufgebaut, von denen irgendein überforderter Wahlleiter die Stimmabgaben verkündete, während im Hintergrund die Auszählenden aufräumten, Moderatoren standen hilflos herum und wußten nicht, mit wem sie sprechen sollten und einmal sah es so aus, als ob zu einer Dorfhochzeit geschaltet worden wäre. Das härteste war aber die Einblendung der Wahlberechtigten und der tatsächlich Wählenden: 2000 von 28.000 oder so ähnlich.
wahl

Kunstfest

Seit Donnerstag abend ist in Reykjavik Kunstfest. Das findet seit 2004, glaube ich, jährlich statt, und geht diesmal bis zum 26. Mai. Eröffnet wurde es direkt vor unserer Nase, unten in der Nationalgalerie. Leider war die Band schon verschwunden, als wir endlich unten angekommen waren, obwohl es erst so halb neun war. Am nächsten Morgen jedoch wurde auch das Erwachen der Giganten, irgendwelcher Riesenmarionetten aus Frankreich, von einer ziemlich guten Band im Planwagen begleitet, die jedoch bis weit in den nächsten Tag hinein in voller Lautstärke durch ganz downtown zu hören waren. Die story ist uns nicht ganz verständlich und ziemlich krude - könnte natürlich auch an den immer noch mangelnden Isländischkenntnissen liegen, aber der Riese scheint die Tochter (wessen auch immer) gefunden zu haben. Ansonsten ist dieses Fest bisher vor allem durch demolierte Autos im Stadtbild sichtbar, die der böse Riese, der übrigens in einem brennenden umgestürzten Bus durch die Straßen gefahren wurde, scheinbar als Spur des Bösen in der Stadt zurückgelassen hat (vermuten wir zumindest als Konzept??). Zumindest hat diese Aktion so viele Isländer auf die Straßen und Plätze gezogen, wie wir zuvor nie gesehen haben. Am Freitag waren besonders viele Schulklassen rund um den tjörnin versammelt, die sich vor allem durch ihre unterschiedlich bunten Kopftücher voneinander unterschieden haben - aber auch unser Büro hat dafür eine halbe Stunde frei genommen, schließlich war das Ganze nur eine Straße entfernt.

www.artfest.is

kunstfest

Muttertag

Herzlichen Glückwunsch und alles Gute und vielen Dank für die Aufzucht allen Müttern und ganz besonders unseren. Anbei noch ein paar Fotos auf Reykjavik vom Atlantik und ein paar landkarten bzw. Stadtpläne.
Sibylle und Sebastian

pläne

Wohnung

Vielleicht interessiert ihr euch ja auch dafür, wie wir hier jetzt so untergekommen sind im schweineteuren reykjavik (aber zu den preisen und essen gibts bald mal einen neuen eintrag), denn eigentlich wollte ich kurz mal was zur wohnung erzählen:
wir wohnen jetzt mit zwei anderen (deutschen!!) pärchen (eine architektin und ein bauing, die auch imselben büro arbeiten, und einer grafikdesignerin (glaub ich zumindest) und wiederum einem bauing) direkt im zentrum von reykjavik; hinter uns ist die amreikanische Botschaft, die Paranioa betreiben und sämtliche autos filzen, die hier wagen langzufahren) und zur anderen seite raus ist das Nationalmuseum (ganz super knuffig winzig) direkt am Tjörnin (=der See, gibt nur einen) und dahinter gleich Rathaus und Parlament (auch super klein, gibt aber ja auch nur 60 Abgeordnete oder so ungefähr halt), dann schon der Hafen und dazwischen die Laugavegur, shoppingmeile mit gucci und prada und superdicken autos en mas (die Isländer können nämlich nicht laufen oder fahrrad fahren oder so was, öffentlicher nahverkehr ist auch eine katastrophe) und gleichzeitig schicke bars und kneipen. wir haben zwei stockwerke, ganz oben im haus, die unseren arbeitgebern gehört, denn mietwohnungen gibt es in Island (so gut wie überhaupt) nicht, dank günstiger kredite kaufen sich alle - selbst junge familien - eine wohnung oder haus. im zweiten stocken wohnen maik, steffie und wir, hier gibt es eine küche und eine minibad, in dem mann stehen kann. denn im dritten og, wo nils und melanie ihr zimmer haben, ist unser großes bad, in das man, wenn man nicht klein genug geblieben ist, jedoch leider nur in gebückter haltung reingehen kann (am höchsten punkt schätzungsweise einsneunzig lichte höhe). schuhe läßt man übrigens wie in ostdeutschland generell draußen stehen, so daß ich beim treppe hochlaufen immer über die stöckelschuhe unserer nachbarn von untendrunter falle.
so, das erstmal soweit, die sonne scheint so schön und hier ist grade kunstfest, wollen noch runter an den hafen und in eine galerie (www.i8.is), wo gerade eine ausstellung von spencer tunick eröffnet wird (kennt den jemand??), außerdem ist heute wahl und die isländer sind ganz heiß wegen dieses schrecklichen eurovision song contests, deswegen ist hier in den straßen wahnsinnig viel los.

p.s. mama, der brief ist gestern angekommen, wie lange hat er denn dann gebraucht??
wohnung

Samstag, 12. Mai 2007

Fotos

Servus erst mal wieder,
in Reykjavik ist wunderschönes "window-weather" (sieht von innen superschön aus, weil die Sonne vom Himmel zu brennen scheint, ist aber draußen trotzdem relativ kühl, da immer einen steife Brise vom Atlantik herüberweht), deshalb kommen wir erst jetzt wieder zum bloggen [der HSV hat gewonnen und Schalke wird nicht Meister...!!!!]
was ich aber eigentlich sagen wollte, habe die Fotos ausgelagert, um das ganze übersichtlicher zu halten; aber mit einem Klick auf das Vorschaubild kommt dann in die entsprechende Galerie (apropos klick: herbert, wir haben gestern endlich mal den uralten studiozeitbeitrag gehört, den ich dir mal aufgenommen hatte und gleich gelöscht...;-)

Dienstag, 8. Mai 2007

welcome to reykjavik

so, da wir jetzt schon drei tage hier sind, wird es langsam zeit, mal zu schreiben, wie uns diese hübsche stadt samt ihrer bewohner so empfangen hat.
unsere lieben mitbewohner/mitarbeiter haben uns vom flughafen abgeholt und schon am ersten abend mit reichlich infos zum leben und überleben in island versorgt. mit ihnen bzw. auf empfehlung haben wir pro tag einen langen streifzug durch die stadt und zum meer unternommen (einige impressionen im vorletzten post), die günstigsten einkaufsmöglichkeiten(alles recht teuer hier) erkundet - bonus-supermarkt mit süßem rosa schweinchen auf allem drauf. ins kino sind wir auch schon gekommen(das leben der anderen ;-) und heute hatten wir dann unseren ersten arbeitstag.
programme lernen macht so viel spaß !!! aber an alle, die es noch mal vorhaben: vektorworks ist einfach. ansonsten ist das büroleben noch recht entspannt, da ja die chefs noch nicht da sind. wir werden es also recht gut hier aushalten.
das wetter ist im übrigen super - nach einem regentag am samstag verwöhnt uns die sonne seitdem mit strahlen von einem fast wolkenlosen himmel, auch wenn es recht kalt ist.
gewöhnungsbedürftig ist bloß die lange sonnenscheindauer- dunkel wird es erst um halb zwölf und das ist schon ein bißchen komisch, ins bett zu gehen, wenn es noch hell ist. da das auch schon bald wieder fällig ist, vertagen wir mehr infos auf später.
bis dann, sibylle und sebastian

An alle, die auf einen Anruf von uns warten

Mittlerweile haben wir auch herausgefunden, wie man mit skype telefonieren kann. Der erste Testanruf bei Sebastians Mama brach jedoch nach fünf Minuten ab, weil das Kreditkartenunternehmen ewig braucht, um das Guthaben freizuschalten. Wir bitten den etwas abrupten Abbruch zu entschuldigen - er versucht es morgen noch mal.

Montag, 7. Mai 2007

Abflug nach Reykjavik

Nach einem kurzen Zwischenstop in Cloppenburg (Bahnfahren mit fünfmal umsteigen und sechs Koffern Gepäck gehört nicht gerade zu den angenehmen Erfahrungen – vor allem wenn man morgens vom Berkaer Bahnhof mit Berufspendlern reist, die stur am Eingang sitzen bleiben, wenn man im Zug nach Frankfurt an Geschäftsreisende gerät, die glauben, daß man auf alle Fälle zwei Sitzplätze beanspruchen muß – für sich und seine aktentasche – und wenn die bahn ab Osnabrück auf Rolltreppen und Aufzüge zu verzichten können glaubt und uns ansonsten auch nur eine ältere Frau mal geholfen hat) und einer abendfüllenden Reduzierung unseres Gepäcks auf zwei Koffer und vierzig Kilo, sind wir am Freitag morgen nach zwei Stunden Schlaf um drei Uhr wieder aufgestanden. Aus Furcht vor dem Elbtunnel waren wir schon umsechs Uhr am Hamburger Flughafen, um uns mit nichtssagenden Lufthansaautomaten ums Check-in zu streiten. Mit einer total süßen kleinen Propellermaschine gings dann nach Kopenhagen, wo wir in drei Stunden aufenthalt total übermüdeten und für zwei original dänische Hotdogs, die ständig ihre Zwiebeln verloren, zwölf Euro ließen. In Oslo haben wir dann fast unseren Anschlussflug nach Island verpasst, weil wir ewig am Laufband auf unsere Koffer warteten, bis wir kapierten, daß domestic flights Inlandsflüge sind, und man nur bei diesen sein Gepäck neu aufgeben muß. Durch die Sicherheitskontrolle müssen aber alle Anschlussfliegende erneut, und zwar in einem total umständlichen system, mit extra laptop durchleuchten und so weiter, daß wir kurz vor toreschluß ‚(im wahrsten sinne des wortes) zum gate gesprintet sind und total abgehetzt in die maschine. Aber dann wurde es beeindruckend, je weiter wir von Oslo nach Norden flogen, desto schneebedeckter wurde das Land, Norwegen ist von total vielen Seen übersät ist, die noch zugefroren waren, und irgendwann tauchten tief unter uns sich dunkel
abzeichnende, ewig lange Fjorde auf. Keine Menschenseele war dort unten, nur eine einsame verschneite Straße zog sich entlang; und wir haben an Bord für ein sandwich und einen wrap sechzehn euro bezahlt.

Entschädigt dafür wurden wir aber von einem atemberaubenden Anblick Islands von oben – mit großen Gletschern, Dampfwolken aus Geysiren, Gebirge, Meer und allem drum und dran.

Island

Endlich in Reykjavik. Nach fünfzehn Stunden Reise durchstießen wir um 17 Uhr Ortszeit (Island ist zwei Stunden hinter Deutschland; es gibt nämlich keine Sommerzeit) die Wolkendecke – und es wurde erstmal grau. Graue Wolkendecke, grauer Vulkanboden – wie aus einer anderen Welt.

– morgen mehr –


hinflug

bis bald in deutschland

nachdem wir heute mit Hilfe unserer Mitbewohner (die das Wochenende in einem Sommerhaus 70 km von Reykjavík entfernt verbracht haben) rausgefunden haben, daß man in der küche über ein ungeschütztes Fremdnetz ins Internet kommt (die Welt hat uns wieder!!!), kann dieser blog endlich auf den neuesten stand gebracht werden; und es muß einiges abgearbeitet werden:

Auszug

Es ist erst bisschen mehr als eine Woche her, daß wir unser lebendes Gut aus der Wohnung geschafft haben und im Versteck zwischengelagert haben (danke Daniel, auch wenn es eine schwere Geburt war). Freitags ab vier hatten wir dieses Ungetüm von gelbem auto, und obwohl es so heiß war, musste ich ganz alleine sämtliche bücherkisten vier stockwerke runterschleppen (zum glück haben wir nicht so viele…); vor allem Architekturbücher sollte man besser im schrank stehen lassen. Der liebe Christian kam erst, nachdem alles schon im Auto verladen war; dafür konnte er dann beim ausladen seine kräfte beweisen, indem er es gleich mit zwei kisten aufgenommen hat.

umzug

Party

Nachdem wir samstagsnacht noch kurz bei Sibylles Eltern waren, um uns zu verabschieden, und sie sich dort mit einer Erkältung versorgt hat, die dann rechtzeitig auf dem Flug nach Reykjavik ausgebrochen ist, haben wir dann relativ spontan doch noch am Montag abend ein kleines Abschiedsgrillfest gegeben, wo wir leider auf einige Gesichter verzichten mussten (hoffentlich hast du stattdessen gut geschlafen, Daniel). Auch wenn wir mal wieder viel zu viel zu essen hatten, war es sehr angenehm, noch mal draußen im Garten zu sitzen und die leider schon verschwundene sonne zu genießen, so daß irgendwann auch Herberts total durchlöcherte chinesische EinEuroHandschuhe nichts mehr gegen die Kälte ausrichten konnten. Nachdem Christian es nur gefühlte zehn Minuten in dieser Kälte aushielt, zwang uns die eisgekühlte Torte dann letztlich auch dazu, die rosa Bank mit der lila Decke zu verlassen, und nach oben ins fast leergeräumte Wohnzimmer zu fliehen, wo dann sämtlich versuch scheiterten, den nikolaus in gute hände zu übergeben, woraufhin der restliche Abend aus lauter Trauer im rotweinnebel verschwand (selbst am nächsten morgen noch spürbar…!!!)



abschiedsparty