Dienstag, 21. August 2007

Menningarnótt

Am 18. August war Menningarnótt, Kulturnacht oder auch Geburtstag der Stadt Reykjavík. Ueber die ganze Stadt verteilt sind Konzerte, Vorfuehrungen etc. (so aehnlich wie ein deutsches Stadtfest, nur das viele Aktivitaeten innerhalb der Laeden stattfinden). Der Tag begann mit dem Marathon um neun, aber da mussten wir erst noch unseren Rausch vom abend vorher loswerden, so dass wir den verpasst haben. Wir sind also erst so um drei gestartet und langsam durch die Stadt zur Miklatún gezogen, wo im Park vorm Kunstmuseum ein grosses Konzert stattfand. Was aber irgendwie a bisserl schlecht organisiert war, weil sich alle Hungrigen im Museumscafe gestaut haben, anstatt einen Bierwagen oder ne Bratwurstbude aufzustellen. Naja, dafuer gabs anschliessend zuhause vom balkom hamborgarar! und anschliessend wieder in die Stadt, die immer noch gerammelt voll war - so ein Drittel der islaendischen Bevoelkerung. Um 23:00 war in der Bucht ein grosses Feuerwerk, wo die Islaender von zwei Schiffen aus alles in die Luft geballert haben, selbst die Strassenlaternen (die ansonsten in einigen Strassenzuegen wieder den ganzen Tag laufen) wurden stimmungsecht abgeschaltet, und die Segelschiffe aus dem nahen Yachthafen haben das ganze mit roten Lichterketten untermalt - schoen kitschig, gelle. Und danach war im Nasa noch GusGus-Konzert...

Einweihungsparty Maik und Steffie

Nachdem Maik und Steffie uns ja Ende Juli verlassen haben (und wir das leer stehende Zimmer zum Wohnzimmer umfunktioniert haben), war am letzten Freitag Einweihungsparty angesagt. Die beiden wohnen jetzt im Tiefparterre auf der anderen Seite vom Tjörnin, haben aber Aussensitzplaetze im Osten und im Westen, und - zumindest im August - war die Wohnung auch schoen lichtdurchflutet; die Möbel sind ein bisschen exentrisch (und teilweise auch kitschig), da die Vermieterin "Kuenstlerin" ist und die Wohnung möbliert vermietet hat.
Jedenfalls war es eine sehr angenehme Party und der Kuechenfussboden eignet sich auch gut zum Tanzen, da er so schoen "slippy" ist. Im ubrigen haben wir die ersten Nordlichter gesehen. Im Moment sind das aber noch kleine gruene Flecken am Himmel, doch mit zunehmendem Ende des Sommers werden sie sich irgendwann wohl als grosses Leuchten ueber den Himmel ausbreiten.
P.S. Wir haben unsere rote Ikea-Tasche vergessen (, in der das Bier und die Flasche Wein war; in Island bringt man aufgrund der exorbitanten Preise (Flasche Wein faengt bei irgendwas um 15,- Euro an) seinen Alkohol naemlich selbst auf Partys mit)

Turmoil

Seit einer Woche liegt unten im alten Hafen neben der Baustelle fuer die neue Konzerthalle von Henning Larsen mit Olafur Eliasson eine Superyacht von den Cayman-Islands. Der Lack ist auf Hochglanz poliert - nicht so stumpf wie bei den alten Zollschiffen - so dass sich die Wellen und Reykjavík spiegeln, und auf dem Achterdeck steht ein verpackter Helikopter...
turmoil

Icelandic Design

Im Listasafn Reykjavíkur findet gerade eine Ausstellung ueber islaendisches Design statt, Magma/Kvika. Das Museum liegt in einem Park an der Miklatún, in dem auch ein Konzert zur Meningarnott stattfand, am Rande der Altstadt hinter der Hallgrímskírkja. Es sind einige spannende Exponate zu sehen wie die Bombenvase von Hlynur Vagn Atlasson, ein Modell von Arkis, der nach eigenen Angaben grössten Architekturfirma Islands, von deren Mitarbeitern wir auch eine auf Maik und Steffies Einweihungsparty getroffen haben, ein Garderoben- oder Badstaender von Katrín Ólína, den es bei Swedese auch als 3d-Modell gibt, oder den gestrickten Stuhl aus reiner Islandwolle...
Wir haben uns uebrigens auch um islaendischen Design versucht und Hanteln fuer den Eigenbedarf gebaut - aus feinstem schwarzen Lavasand und Plasteflaschen.
P.S. im Museumscafe arbeitet uebrigens eine huebsche nordische Schoenheit...

Gaypride

Sibylle schreib!!

Wohnzimmer

Nachdem die Fotos schon seit gestern morgen auf dem Server liegen, komme ich jetzt auch endlich dazu, was zu schreiben, nachdem die Chefs jetzt doch endlich fuer diese Woche in Urlaub gefahren sind (nur noch knapp zwei Monate!! - aber Island ist schön...).
Vor ein paar Wochen haben viele Menschen gleichzeitig Kerzen auf dem Tjörnin treiben lassen. Ich wollte gerade rund um den See joggen, als ich eine laute Megafon-Stimme gehört habe, wie auf einer Prozession oder Demo, aber ich weiss nicht, wofuer oder wogegen dabei protestiert oder angebetet wurde. Ich wollte einfach nur die Bilder zeigen, sah naemlich sehr schoen aus, auch wenn die Islaender nicht ganz gerafft haben, dass sie ihre Kerzen am falschen Ufer ausgesetzt haben, wo der Wind sie immer wieder ans Land getrieben hat.
Zur gleichen Zeit hat die Sibylle aus dem von Maik und Steffie Anfang August verlassenen Zimmer ein Wohnzimmer gebastelt, das wir aber leider uebermorgen schon wieder raeumen muessen, da es als Gaestezimmer gebraucht wird.

floating wohnzimmer

Dienstag, 7. August 2007

Ein gaaaanz langer Nachtrag…

So, liebe Leute, da wir in den letzten Wochen wegen anderweitiger Beschäftigungen keine Zeit fürs Schreiben gefunden haben, bekommt ihr jetzt gesammelt mal richtig viel Stoff zum Lesen und zu Gucken – wir haben nämlich so einiges erlebt.
Also, wen es interessiert, geht bitte zurück zum 23.06. und beginnt mit dem Eintrag „Sturmfreie Bude“. Viel Spaß…

Blaue Lagune

Mein erster bewusster Gedanke, als ich Sonntag morgen um drei Minuten vor zwölf (Zeitverschiebung!) zum Fernseher sprinten wollte, um den Start des Formel 1 – Rennens nicht zu verpassen, war ein ganz großes AUA, als ich die erste Treppenstufe empor gehastet bin. Mühsam habe ich mich die Steigung hoch gequält und dabei jeden Berg Islands verflucht. Der Muskelkater war GIGANTISCH! Selbst nach anderthalb Stunden und einem ordnungsgemäßen Sieg von McLaren konnte ich meine Beine nur mit dem Gedanken an das Plantschen in der Blauen Lagune die Treppe wieder runter bewegen, das für den Nachmittag auf dem Plan stand.
Die Lagune ist eines der größten touristischen Highlights Islands und liegt in der Nähe von Keflavík etwa 45 Autominuten von Reykjavik entfernt. Gespeist wird sie von warmem Thermalwasser, das aus der Tiefe hoch gepumpt wird und im Normalzustand wegen des hohen Salz- und Mineralgehaltes milchig-hellblau aussieht. In der Badelandschaft ist von dem Blau allerdings nichts mehr zu sehen, da sich alle Badenden mit Innbrunst und sehr exzessiv den weißen Heilschlamm aus großen Bottichen auf die Haut schmieren, der sich dann im Wasser löst, so das das Ganze eher nach einem Bad in Cleopatras Ziegenmilch aussieht. Dabei ist das Wasser sehr angenehm zwischen 30° und 40°C warm – eine riesengroße Badewanne. Wer als ahnungsloser Tourist allerdings glaubt, die Isländer hätten die Lagune zum Selbstzweck gebaut, der irrt sich jedoch. Das Lagunenwasser ist nämlich das „Abwasser“ eines Heißwasserkraftwerkes, das die beschauliche Gemeinde Grindavik mit Wärme versorgt. Das man darin so wunderbar Plantschen kann, ist ein zufälliger, aber sehr angenehmer Nebeneffekt, aus dem allerdings ordentlich Kapital geschlagen wird ( 1.800 ISK, ca. 20,-€); damit wird gerade noch ein Hotel für Wellnessurlauber gebaut.
Wir haben uns in jedem Fall wunderbar entspannt und unsere geschundenen Glieder zweieinhalb Stunden lang im warmen Wasser treiben lasen – mit reichlich Heilschlamm, versteht sich – bis die Haut ordentlich schrumpelig war. Dazu hat die ganze Zeit die Sonne geschienen und uns schön dösig und müde gemacht. Alles in allem ein erschöpfendes aber sehr zufrieden stellendes Wochenende.
Abgerundet vom heutigen Feiertag, den ganz Island nur zum Saufen braucht (Festival-Weekend zum Beispiel auf den Westmaennerinseln).
Nach mittlerweile verfassten 17 Einträgen bin ich jetzt allerdings auch geistig ziemlich erschöpft und verabschiede mich erst mal ins Bett. Ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen.
Blaue Lagune

Montag, 6. August 2007

Wettbewerbe verloren

Eine absolut super gute Nachricht und eine schlechtere. Gute Nachricht: Wir haben den Vatnsmyri-Wettbewerb sang- und klanglos verloren (das heißt, ich weiß eigentlich nur, daß wir nicht unter den Sechzehn sind, die in die zweite Runde gekommen sind; ingesamt über 140 Teilnehmer), aber selbstverständlich ein sehr betroffenes Gesicht gemacht. Schlechte Nachricht: Ich bin mit meinem verwursteten Hochhaus (29.06.2007) auch nur in die zweite Runde gekommen, also muß ich doch wohl noch selbst mit dem T-Shirt-Drucken anfangen; eigentlich schade. Aber urteilt selbst, seit heute morgen sind auf unbuilt-shirt.com alle Beiträge zu sehen (ähh…Text bitte nicht so beachten, habe ich ganz schnell in der Mittagspause geschrieben). Ach so, falls ihr noch Sommerurlaubspostkarten loswerden wollt, unsere isländische Adresse steht (ungefragt und –gewollt) auch da (auch wenn die Straße dort im Nominativ steht, im isländischen Dativ eigentlich anders heißen müsste, aber egal, versteht jetzt sowieso keiner… ;-),

Sonntag, 5. August 2007

Nachtleben in Reykjavik

Nun endlich der seit Langem versprochene Eintrag über das Party-Leben in Islands Hauptstadt. Schon mehrfach getestet, hatten wir uns nach dem „Sturm auf Esja“ wirklich das ein oder andere Bierchen verdient – natürlich erst nach einer ordentlich stärkenden Portion gegrilltem Fleisch (hamborgarar!!).
Reykjaviks Nachtleben beginnt erst um etwa ein Uhr morgens, aus dem einfachen Grund, dass man sich vorher aufgrund der exorbitanten Alkoholpreise (ca. 7,- € für 0,5 l Bier) vorher bis obenhin „volltanken“ muss und erst bei erreichtem Füllstand das Haus verlassen kann, um dann mit zwei oder drei Bier ueber die Runden zu kommen. Das schreckt aber keinen, sich am Wochenende (aber nur dannhackedicht zu saufen. Danach beginnt dann die Tour durch die zahlreichen Kneipen der Innenstadt, die praktischerweise alle recht nah beieinander entlang der Laugavegur verteilt liegen, so das der Weg dazwischen nicht allzu weit ist (ansonsten gibt es auch nirgendwo gaststaetten, also beispielsweise nicht in den Wohngebieten). Sich in eine Kneipe zu setzen und den ganzen Abend dort zuzubringen ist nämlich eher untypisch. Isländische Partygänger sind Wanderer, so dass man auf der Straße meist mindestens so viele Leute trifft wir in den Clubs oder Bars (bei gutem Wetter auch mal wesentlich mehr). Die meisten Bars haben von ca. 10 h morgens zum naechsten Morgen geöffnet und vom Frühstück bis zum Cocktail bekommt man alles – urspruenglich waren es naemlich mal reine Cafes bis 1989 der Alkohol wieder legalisiert wurde, seitdem ist es – je nach Tageszeit – eine Mischung aus allem. Bis Mitternacht gibt es oft auch Live-Musik, danach spielt meist ein DJ. Tanzen kann man in fast allen Bars, denn sie fungieren auch als Disco. Eine richtige Disco gibt es innerhalb Reykjaviks, nach einem Brand im Frühjahr und er damit einhergehenden Vernichtung der Konkurrenz, nämlich nur noch eine – das NASA. Zur GayPride naechsten Samstag legt dort Páll Óskar auf, bekannte schwuler Saenger/DJ und „Untermieter“ einer Freundin. Als guter abendlicher Ablauf hat sich mittlerweile erwiesen, in ein oder zwei Bars noch was zu Trinken und dann ins Hressó (wo wir Samstags nachmittags auch desoefteren im Netz surfen) zum Tanzen.
Etwas bizarr ist es im Sommer – mal abgesehen vom scheußlichen Modegeschmack der Isländerinnen (Sebastian hingegen findet den gut!), wenn man nachts um drei nach draussen geht und es ist immer noch taghell. Da gerät einem mitunter das Zeitgefühl doch etwas durcheinander und man fuehlt sich zeitlich aufm Kindergeburtstag. Aber mittlerweile wird es ja immerhin wieder fuer zwei oder drei Stunden dunkel.
rvk

Samstag, 4. August 2007

Esja oder Der Windtest

„Die“ Esja (auf Isländisch: weiblich) ist Reykjavíks Hausberg und thront cirka 900 Meter hoch über der Bucht und der Stadt. Man sieht sie schon vom internationalen Flughafen in Keflavík aus am Horizont. Am Samstag war eigentlich ein sehr schöner warmer Tag, weshalb wir den Aufstieg endlich in Angriff nehmen wollten – wird ja nach drei Monaten auch langsam Zeit. Für einige Einwohner Reykjavíks (die nicht der Auto- und Fresssucht anheim gefallen sind) ist das ein beliebtes Feierabend- und Wochenendvergnügen. Der Aufstieg dauert etwa ein- bis anderthalb Stunden und belohnt mit einem Ausblick über die die ganze Halbinsel Reykjanesskagi. Für uns Wanderanfäger schien das also ein idealer Einstieg und Nils hat behauptet, es wäre recht locker…
Auf der Hinfahrt haben wir zwar eine große Wolke rund um den Gipfel erspäht, da ansonsten die Sonne schien, konnte uns das aber nicht schrecken. Als wir den Parkplatz erreichten, wehte uns aber schon ein kräftiges Lüftchen um die Nase. Hat uns das zu Denken gegeben? Natürlich nicht. Wir haben uns frisch und fröhlich an den Aufstieg gemacht. Die ersten beiden Etappen haben wir noch in sagenhaften zwölf Minuten bei leicht frischem Gegenwind gemeistert; dann kam der richtige Wind. Der Weg führt auf einem Grat auf vollkommen freiem Feld den Berg hinauf und mir kam es zwischenzeitlich so vor, als wollte sich die Bergin nicht wirklich besteigen lassen, denn vom Gipfel herunter wehten die Böen teilweise so stark, daß es uns fast von den Füssen gehoben haette. Von so einem Berg lassen wir uns allerdings nicht klein kriegen. Also ging es weiter hinauf, der Berg wurde steiler, der Wind immer stärker, die Muskeln fingen an zu ächzen, die Lungen an zu pumpen, als wären wir achtzig. Hat sich der Berg aber geschnitten, daß wir uns davon aufhalten lassen. Wir haben zwar mindestens zehn Pausen zwischendurch gemacht, aber wir haben ihn bezwungen! Auf dem Gipfel war es allerdings so frostig kalt, daß uns beim Eintrag ins „Buch der Gipfelbesteiger“ fast die Finger abgefroren sind. Da uns die Wolken auch noch die Sicht vernebelt haben, hieß es, nix wie runter da.
Dachten wir anfangs noch, der Abstieg wird leichter, hat uns die gute Esja eines besseren belehrt. Der Wind frischte noch mehr auf, und hätten wir unsere Jacken ausgebreitet, wären wir wohl den Hang hinabgesegelt. Um einer schmerzhaften Landung zu entgehen, haben wir jedoch eher angstrengt versucht, gegen den Rückenwind anzubremsen und überhaupt auf den Füssen zu bleiben. Nach schweißtreibenden 3:15 Stunden waren wir, glücklich noch auf unseren zitternden Beinen zu stehen, wieder am Auto. Aber wir haben den Berg bezwungen!
esja