Dienstag, 25. September 2007

Urlaub

Huch, schon wieder ein Monat vergangen... aber vielleicht wissen ja einige von euch, dass wir zwischendurch in "Urlaub" waren. Texte dazu sind leider noch nicht fertig, aber die Bilder habe ich vorhin hochgeladen, wenn auch noch ohne Bildunterschriften, aber das wird schon noch...

Waschtag im Reykjadalur

zur Einstimmung auf unsere Rundreise haben wir uns, wie das in Island so ueblich ist, erst mal gemuetlich in den Hot Pot gelegt. Aber nicht so einen schnoeden mit vielen Touristen drin, sondern ein natuerlicher.
Eine Stunde Fussmarsch von der "Gewæchshausstadt" (mit Flutlicht und Heizung, sieht aus wie gelandete Ufos in der Nacht) Hveragerði entfernt gibt es ein paar beschauliche Badebecken mitten in einem warmen Fluss - Durchlauferhitzer sozusagen - zwischen Bergen, Wiesen und dampfenden und blubbernden Loechern. Sehr idyllisch und nach dem Aufstieg eine wahre Wohltat, da rein zu klettern. Wir wollten auch eigentlich gar nicht mehr raus. Aber wir mussten den Hund wieder zurueckbringen, der uns vom Parkplatz aus angefuehrt hatte - die næchste Wandertruppe braucht ihn vielleicht auch.


Tag 1_RVK-Húsafell

Urlaub auf Island - das bedeutet im allgemeinen einen Yaris mieten und einmal auf der Ringstrasse um die Insel fahren. Und wer sind wir, dass wir uns der Allgemeinheit widersetzen?
Also, Montag morgen Yaris abholen, Vorræte fuer eine Woche besorgen (Grillfleisch!!!), Reisetaschen, Zelt, Schlafsæcke, Kissen, Wandersachen, Schuhe, Picknickrucksack, literweise Wasser und 6 Einweggrills in einer Stunden wæhrenden Packorgie ins Auto verfrachten, Reisefuehrer, Atlas und Karte mit extra gesammelten Tips von Mitbewohnern nicht vergessen und los gehts - um 3 Uhr nachmittags.
Die Besichtigung der næheren Umgebung von Reykjavík (inkl. Akranes) ist wegen Platzregens leider ausgefallen, dafuer wissen wir jetzt, wie Islænder Tunnel bauen. Ohne Beton næmlich. Einfach ein Loch im Fels. Und dafuer verlangen sie noch 900 ISK (10 Euro) Maut. Leicht mulmiges Gefuehl inklusive.

Erster touristischer Anlaufpunkt war die Ausgrabungsstætte Reykholt, Landsitz von Snorri Sturluson, Dichter des 13. Jhs., mit dem Highlight Snorralaug, dem æltesten bekannten "kuenstlichen" Hot Pot der Insel. Leider darf man nicht mehr drin baden.
Puenktlich zu unsere Ankunft am Hraunfoss hat sich Petrus auch erinnert, dass wir Urlaub haben und uns eine halbe Stunde Sonne gegönnt. Der erste von vielen Wasserfællen diese Reise quillt auf 1 km Længe unter einem Lavafeld hervor. Sehr huebsch.
Von der Sonne verwöhnt haben wir uns hernach auf Höhlenexpedition zur Surtshellir, Islands grösster Lavahöhle, begeben. Mutterseelenallein auf weiter Flur sind wir bei Sturmwind und Dæmmerung mit unserem kleinen Yaris kilometerweit auf Schlaglochpisten durch ein Lavafeld am Ende der Welt,
durchs Hallmundahraun, gezuckelt und hætten unser Ziel Dank leicht irritierender Entfernungsangaben dann sogar fast noch verfehlt. Ich war heilfroh, als wir wieder feste Strasse unter den Rædern hatten. Und die Grillburger (hamborgarar) haben gleich noch mal so gut geschmeckt.

Tag 2_Húsafell-Stykkisholmur

Nach erholsamer Nacht in einem winzigen Huettchen in Húsafell musste ich eine halbe Ewigkeit lang auf meinen Kaffee warten. Zum Glueck lag noch Borganes auf unserem Weg, letzter Aussenposten kleinstædtischer Zivilisation bis zum spæten Abend. Niedliches Fischerstædtchen wie geschaffen fuer ein Sommerhaus. Es gibt sogar einen Bonus (einen von 4 ausserhalb des Hauptstadtgebietes).

Das Grossprogramm des Tages hiess Snæfellsness, die Halbinsel im Westen, auf der man, so heisst es, alle landschaftlichen Besonderheiten Islands im Kleinformat findet. Nur Geysire gibt es nicht. Am Portal nach Snæfellsness steht der Vulkankrater Eldborg. Von der Strasse sah er sehr schick aus, der Weg war nur leider etwas weit. Besteigung bein næchsten Mal.
Da die körperliche Ertuechtigung ausgefallen ist, haben wir unserer Gesundheit mit einem kræftigen Schluck aus der Mineralquelle Ölkelda auf die Spruenge geholfen. Mineralien in Ueberdosis sind dem Geschmack aber leider nicht zutræglich. Auf dem Weg nach Buðir konnten wir unseren fotografischen Kuriositætenkabinett einen Wald hinzufuegen; an sich schon kurios genug auf Island, wurde dieser, fuers ökologische Gewissen, von den ansæssigen Mineralölgesellschaften gesponsored und angepfanzt - ist uns so auch noch öfter begegnet. In Islands Hundewelt hatte sich offenbar auch schon rumgesprochen, dass wir auf dem Weg sind: in Buðir hatten wir wieder einen vierbeinigen Fuehrer, der uns die schönsten Stellen des Strandes vorgefuehrt hat. In der örtlichen Kirche wurde uebrigens die Taufszene von "101 Reykjavík" gedreht.

Die Suedkueste von Snaefellsness ist uebersæht mit Sehenswuerdigkeiten. Wir haben also ziemlich viel angehalten an diesem Nachmittag: am alten Leuchtturm in Arnastapi, am Leuchtturm in Londrangar und am Djúpalonssandur. Dort haben frueher die Fischer ihre Kræfte beim Steine-Heben gemessen. Es gibt derer 4: Fullsterkur ("ganz stark" 155 kg), Hálfsterkur ("halbstark" 100 kg), Hálfdrættingur ("halbe Portion" 50 kg) und Amloði ("Schwæchling" 23 kg). Sebastian ist natuerlich gaaanz stark...
Deswegen durfet er sich auch mutig dem Sturm in Öndverðanes, der Westspitze Islands und somit Europas, entgegenstellen und Brandung schauen. Den Snæfellsjökull, den ortsansæssigen Gletscher, der sich am Ende der Halbinsel erhebt, haben wir næmlich leider nicht gesehen. Der hat sich an dem Tag in die Wolken gekuschelt.

Also sind wir weitergezogen nach Stykkisholmur, haben unseren Grill ausgepackt und den Abend genossen. Nebenbei haben wir uns kulinarisch fortgebildet und Grillbrot probiert - Hefebrot, frisch zubereitet. Sehr lecker. Fuehre ich euch auf der næchsten Grillparty vor...

Tag 3_Stykkisholmur-Varmahlið

Ah, herrlicher Morgen ... frisch geduscht in gepfegter Youth-Hostel-Athmosphære gefruehstueckt und ein weiter Blick aus dem Fenster. Was will man mehr ...
Erst mal Stykkisholmur anschauen natuerlich. Die Stadt selbst ist relativ huegelig und hat zahlreiche Schæren vor seiner Kueste liegen. Eine davon liegt so praktisch vor einer kleinen Bucht, das sie als natuerliche Hafenmauer benutz wird, von deren Gipfel man einen sehr schoenen Blick Richtung Westfjorde hat. Ausserdem gibts noch eine etwas aussergewöhnliche Kirche hier und einen Wunschberg vor den Toren der Stadt. Wenn man sich beim Abstieg nicht umdreht, wird einem ein Wunsch erfüllt. War ein sonniger Morgen, deswegen nix wie rauf. Ich hab mir Sonnenschein auch für die Reise gewünscht. Hat funktioniert.
Da wir eine recht lange Etappe vor uns hatten haben wir uns nach einer halben Stunde aber schon auf die Socken gemacht Richtung Eiriksstðir und mussten feststellen, das es auch auf Island ziemlich eintönige und langweilige Landstriche gibt - die Nordkueste von Snæfellsness zum Beispiel. Ausser einem reissenden Wildbach ist stundenlang rein gar nix passiert.
Wir hatten ja Schokokekese zum Laune aufbessern dabei ... Die haben wir uns in Eiriksstaðir schmecken lassen, sozusagen vor der Haustuer von Eirik dem Roten, seines Zeichen Entdecker von Grönland und Vater des Entdeckers von Amerika. War bedauerlicherweise nicht fuer ein Plæuschchen zu Hause.
Also gings wieder auf die Strasse, eigentlich Nr.60, von uns umgtauft in "Fosstrasse", weil alle paar Meter ein Wasserfall. Grosse, kleine, einzelne, doppelte, multiple in alen Formen und Varianten. An sonsten wære man auf der Strasse auch gestorben vor Langeweile.
Abhilfe schafft da der Besuch bei Islands letztem ueberlebendem Dinosaurier "Hvitserkur", der wohl schon seit ein paar milionen Jahren seinen bestændig seinen Durst im Húnafjörður stillt. Da man nicht so recht weiss, ob er auch ab und an Hunger hat, wird die beobachtung von einem versteckten Posten in sicherer Entfernung empfohlen.
Von der Felsenburg Borgarvirki kann man ihn zwar nicht sehen, dafuer im weiten Umkreis aber alles andere. Der Ort eignet sich sehr gut als Festung - kann aber auch ein Schafstall gewesen sein; das ist noch nicht abschliessend geklært. In jedem Fall fanden in der Næhe, genauer gesagt in Þingeyrar, schon seit grauer Vorzeit Ratsversammlungen statt.Ausserdem wurde hier 1133 das erste Kloster Islands gegruendet, wovon noch heute eine huebsche Steinkirche mit einem Altarbild aus Nottingham aus dem 15. jh. und einer Kanzel aus den Niederlanden zeugt - die Herren Mönche waren also reich und gut vernetzt.
Und weil wir einmal bei Kirchen waren, haben wir noch die Torfkirche Viðimiri mitgehen lassen. Die lag sozusagen direkt in der Næhe unserer "Ferien auf dem Bauenhof"- Residenz des Tages bei einer sehr netten alten Dame, die - muss ein Wink des Schicksals gewesen sein - an diesem Mittwoch "Emergency Room" im Fernsehen geschaut hat. Jetzt haben wir Mittwochs um 20:15 endlich wieder was sinnvolles zu tun !!!



Tag 4_Varmahlið-Goðafoss

In dieser Nacht konnten wir vor lauter Aufregung kaum schlafen, denn am næchsten morgen stand uns eine literarische Begegnung der besonderen Art ins Haus: der Besuch von Sauðárkrokur.
Um uns selbst noch ein bisschen auf die Folter zu spannen (und euch jetzt auch, hehe), haben wir noch einen Abstecher nach Glaumbær gemacht, seines Zeichens beruehmtestes Torfgehöft Islands und ein touristsches MUSS! Der Ort ist schon seit dem 9. Jh. bewohnt, wobei die 13 Torfhuetten, die jetzt hier stehen aus dem 18. und 19. Jh. stammen. Zum Hof gehoerte seit jeher auch eine Kirche, denn meist waren die Posten von Pfarrer und Grossbauer in Personalunion vergeben. Das besondere der Anlage ist der sehr lange Mittelgang, mit dem die meisten der Huetten verbunden sind, so dass man trockenen Fusses ueberall hin gelangte. Ausserdem zeugen der grosse wohnraum und die Anzahl der Gæstezimmer (3) von nicht unerheblichem Reichtum. Besonders gross waren die Islænder allerdings nicht. Sogar ich musste in jeder Tuer den Kopf einziehen. Wahrscheinlich wurde der Hof deswegen 1947 aufgegeben - permanente Beulen am Kopf sind der Gesundheit ja eher nicht zutræglich.

So, Sauðárkrokur, wir kommen! Zuerst erfahren haben wir von dir, deiner kungelnden Bewohnerschaft, dem Ende der Welt, an dem du liegst und der örtlichen Genossenschaft, der fast alles gehört, in einem Buch. In "Rokland" bist du allerdings nicht sonderlich gut weggekommen. Du hast deinen Helden ein klein wenig depressiv gemacht. Das Ende, dass er nahm ... !!!
So hinterwældlerisch klein und vergessen sahst du dann aber gar nicht aus, zumindest vom Fruehstuecksparkplatz vor der Kirche nicht. Wir haben und allerdings an Böddis Rat gehalten und uns statt deiner mit der sagenhaften Geschichte des Landstriches befasst und hautnah erlebt, wie Grettir sich fuehlte, als er nach schwimmender Durchquerung des Skagafjörður von der Insel Drangey aus in die herrlich warme, nach ihm benannte "Grettislaug" zu einem entspannenden Bad geklettert ist. In einem der beiden Becken hætten wir auch gut unser Mittagessen gar ziehen lassen können. Sebastian sah in jedem Fall etwas angebrueht aus.

Unseren kleinen Yaris mussten wir nach diesem Ausflug auch eine Dusche gönnen. Er hatte uns so tapfer durch die schlaglöchrige Schlammpiste getragen. Bei der Gelegenheit sind wir auch, an der Tankstelle Varmahlið, wo wir auch genæchtigt hatten, zum ersten mal unseren Verfolgern begegnet - sie fuhren in einem gelben Bus, waren so um die 60 und sprachen - deutsch. Wie fast alle anderen Menschen, denen wir unterwegs begegnet sind. Wir haben wohl eine neue Kolonie.
Entkommen sind wir an dem Tag auch nicht mehr, wie wir im Eymundsen(Stammbuchhandlung in RVK) in Akureyri feststellen mussten - zum Trost haben wir erst mal ein Bilderbuch mit vielen Hæusern drin gekauft und einen Kaffee getrunken. Die Metropole des Nordens ist mit 16.000 EW die viertgrösste Stadt des Landes und beherrbergt neben einem riesigen Internat fuer die Gymnasiasten des halben Landes einen sehr huebschen botanischen Garten, das einzige Theater ausserhalb Reykjavíks, viele sorgfæltig restaurierte Holzhæuser aus dem 19. Jh., eine imposante weisse Kirche und die grösste Brauerei des Landes. Landschaftlich ist es im Eyjafjörður auch sehr malerisch - in der Stadt 15 Grad und darueber thronten schneebedeckte Gipfel. Den besten Blick auf Akureyri hat man von der anderen Seite des Fjordes, wo wir uns auch gleich noch das Torfgehöft Laufás angeschaut haben - unser Torftag. Der dann aber doch an einem Wasserfall endete. direkt an der Ringstrasse liegt der Goðafoss, der "Wasserfall der Götter", in den der örtliche Fuerst Þorgeir etwa im Jahre 1000 die Bildnisse der nordischen Götter warf, um seinen Uebertritt zum Christentum zu besiegeln.
Ob deshalb dort ein Hotel mit Campimgplatz steht, weiss ich nicht, uns kam es jedenfalls sehr gelegen. Grillen am Wasserfall geht gut.


Tag 5_Goðafoss-Egilsstaðir

Frisch gestärkt nach einer Nacht mit sehr angenehmen, vom Wasserfall-Rauschen untermahlten Träumen gings, nach kurzem Blick auf den Wasserfall bei Tag, auf nach Húsavik. Von dem Städtchen haben uns alle vorgeschwärmt und es ist auch wirklich sehr hübsch, direkt am Fjord gelegen mit schneebedeckten Bergen darüber. Berühmt ist Húsavik jedoch hauptsächlich als der Ort Islands, von dem aus man am besten Wale beobachten kann. Sieht man auch sehr gut an dem riesigen Touristenempfangsbereich, der über dem Hafen thront und den sechs Schiffen, die den halben Hafen dahinten einnehmen. Eines lief gerade wieder in den Hafen ein - und transportierte unsere Touri-Verfolger-Truppe mit dem gelben Bus zu den Walen und zurück. Garniert wird das ganze mit einem Walmuseum und einem wunderbar fischigen Geruch, der von den Fischfabriken direkt nebenan herüberweht. Zwei Kuriositäten gibts auch noch: in der Kirche des Ortes gibts hat man sich was ausgedacht, um Gläubige zu gewinnen; mit beheizten Bänken nämlich. Das zieht die Leute im Winter bestimmt in Scharen - vielleicht gibts ja auch noch einen Kaffee dazu? Wem da zu kuschelig ist, dem sei das Penismuseum empfohlen, begonnen mit dem besten Stück eines wals wartet der Besitzer noch auf ein menschliches Exemplar. Man sollte ihm Gunter von Hagens Telefonnummer geben ;-) Da uns die Touris aber schon auf den Fersen waren, haben wir uns schleunigst auf die Socken gemacht zum Mývatn.

Tag 6_Egilsstaðir-Djupivogur

...

Tag 7_Djupivogur-RVK

...