In dieser Nacht konnten wir vor lauter Aufregung kaum schlafen, denn am næchsten morgen stand uns eine literarische Begegnung der besonderen Art ins Haus: der Besuch von Sauðárkrokur.
Um uns selbst noch ein bisschen auf die Folter zu spannen (und euch jetzt auch, hehe), haben wir noch einen Abstecher nach Glaumbær gemacht, seines Zeichens beruehmtestes Torfgehöft Islands und ein touristsches MUSS! Der Ort ist schon seit dem 9. Jh. bewohnt, wobei die 13 Torfhuetten, die jetzt hier stehen aus dem 18. und 19. Jh. stammen. Zum Hof gehoerte seit jeher auch eine Kirche, denn meist waren die Posten von Pfarrer und Grossbauer in Personalunion vergeben. Das besondere der Anlage ist der sehr lange Mittelgang, mit dem die meisten der Huetten verbunden sind, so dass man trockenen Fusses ueberall hin gelangte. Ausserdem zeugen der grosse wohnraum und die Anzahl der Gæstezimmer (3) von nicht unerheblichem Reichtum. Besonders gross waren die Islænder allerdings nicht. Sogar ich musste in jeder Tuer den Kopf einziehen. Wahrscheinlich wurde der Hof deswegen 1947 aufgegeben - permanente Beulen am Kopf sind der Gesundheit ja eher nicht zutræglich.
So, Sauðárkrokur, wir kommen! Zuerst erfahren haben wir von dir, deiner kungelnden Bewohnerschaft, dem Ende der Welt, an dem du liegst und der örtlichen Genossenschaft, der fast alles gehört, in einem Buch. In "Rokland" bist du allerdings nicht sonderlich gut weggekommen. Du hast deinen Helden ein klein wenig depressiv gemacht. Das Ende, dass er nahm ... !!!
So hinterwældlerisch klein und vergessen sahst du dann aber gar nicht aus, zumindest vom Fruehstuecksparkplatz vor der Kirche nicht. Wir haben und allerdings an Böddis Rat gehalten und uns statt deiner mit der sagenhaften Geschichte des Landstriches befasst und hautnah erlebt, wie Grettir sich fuehlte, als er nach schwimmender Durchquerung des Skagafjörður von der Insel Drangey aus in die herrlich warme, nach ihm benannte "Grettislaug" zu einem entspannenden Bad geklettert ist. In einem der beiden Becken hætten wir auch gut unser Mittagessen gar ziehen lassen können. Sebastian sah in jedem Fall etwas angebrueht aus.
Unseren kleinen Yaris mussten wir nach diesem Ausflug auch eine Dusche gönnen. Er hatte uns so tapfer durch die schlaglöchrige Schlammpiste getragen. Bei der Gelegenheit sind wir auch, an der Tankstelle Varmahlið, wo wir auch genæchtigt hatten, zum ersten mal unseren Verfolgern begegnet - sie fuhren in einem gelben Bus, waren so um die 60 und sprachen - deutsch. Wie fast alle anderen Menschen, denen wir unterwegs begegnet sind. Wir haben wohl eine neue Kolonie.
Entkommen sind wir an dem Tag auch nicht mehr, wie wir im Eymundsen(Stammbuchhandlung in RVK) in Akureyri feststellen mussten - zum Trost haben wir erst mal ein Bilderbuch mit vielen Hæusern drin gekauft und einen Kaffee getrunken. Die Metropole des Nordens ist mit 16.000 EW die viertgrösste Stadt des Landes und beherrbergt neben einem riesigen Internat fuer die Gymnasiasten des halben Landes einen sehr huebschen botanischen Garten, das einzige Theater ausserhalb Reykjavíks, viele sorgfæltig restaurierte Holzhæuser aus dem 19. Jh., eine imposante weisse Kirche und die grösste Brauerei des Landes. Landschaftlich ist es im Eyjafjörður auch sehr malerisch - in der Stadt 15 Grad und darueber thronten schneebedeckte Gipfel. Den besten Blick auf Akureyri hat man von der anderen Seite des Fjordes, wo wir uns auch gleich noch das Torfgehöft Laufás angeschaut haben - unser Torftag. Der dann aber doch an einem Wasserfall endete. direkt an der Ringstrasse liegt der Goðafoss, der "Wasserfall der Götter", in den der örtliche Fuerst Þorgeir etwa im Jahre 1000 die Bildnisse der nordischen Götter warf, um seinen Uebertritt zum Christentum zu besiegeln.
Ob deshalb dort ein Hotel mit Campimgplatz steht, weiss ich nicht, uns kam es jedenfalls sehr gelegen. Grillen am Wasserfall geht gut.