Am nächsten Tag, dem Sonntag, 17. Juni, Nationalfeiertag, dann das nächste Highlight. Wir sind zum Jökulsárlón gefahren, einem Gletschersee am Fuße des Vatnajökull, Europas größtem Gletscher und haben einen Bootsausflug über den See gemacht. Dabei sind wir über den tiefsten Punkt Islands (300m unter N.N.) geschippert und der höchste (2100m) war auch ganz in der Nähe. Die Gletscherseen sind entstanden, weil sich die Gletscherzungen seit 1930 um jährlich 100 Meter zurückziehen. Der Jökulsárlón ist der berühmteste, mittlerweile 7,5 km breit und hat auch im James Bond „Tomorrow Never Dies“ mitgespielt. Bizarr geformte Eisberge treiben stumm im eiskalten Wasser, bis sie nach zwei bis sieben Jahren so klein geschmolzen sind, daß sie ihren Weg in den Atlantik finden. Es ist eine wahnsinnige Farbpracht (selbst bei dem wolkenverhangenen Himmel), diese dort schwimmen zu sehen – zumal wir orange Schwimmwesten anhatten…sie schimmern entweder ganz blau, sind weiß oder von schwarzen Schichten durchzogen (wer weiß, woran das liegt? Also, eigentlich sind sie nicht blau, sondern durchsichtig/gläsern/wie Eis halt, aber das Eis kann – wie übrigens auch das Wasser – die Farbe Blau nicht absorbieren, sondern reflektiert sie. Es ist ein optischer Effekt, wenn der Eisberg seine Position verändert, weil unter Wasser kann er nicht mit Sauerstoff reagieren. Nach einigen Tagen beginnt er zu kristallisieren und wird weiß; und die schwarzen Streifen sind auf Vulkanausbrüche – also Asche oder Sand – zurückzuführen. So weit richtig, Marco?). Das Eis ist übrigens mindestens 1500 Jahre alt und viel härter als normales.
Nach der Bootstour haben wir noch den Strand besichtigt, an dem vorbei die Eisberge aus dem See ins Meer schwimmen. Für einige von ihnen ist allerdings hier schon Schluss, wenn sie ans Ufer treiben. Dort hauchen sie ihr Dasein dann langsam schmelzend als Fotoattraktion für Touristen aus. Hinterher gings weiter zu ein paar Gletscherausläufern, die wir uns ganz aus der Nähe angesehen haben – zu einem sind wir sogar auf Tuchfühlung gegangen. Der war allerdings nicht weiß, sondern ziemlich dreckig und sah eher nach einer schwarzen Wüste aus. Die Eisschicht ist Zentimeterdick mit Modder bedeckt und glitscht so schön beim darauf laufen. Aber total unwirkliche nie gesehene Natur, teilweise fast wie Mondlandschaft und dazwischen wieder leuchtendes Grün. Hier haben wir endlich mal Vegetation gesehen, die über Moosgröße hinausgewachsen ist. Das mit Abstand häufigste Gewächs sind lila Lupinen. Man fühlte sich fast an Lavendelfelder erinnert. Das Wetter war nämlich auch mittlerweile richtig gut sonnig und warm und wir haben es genutzt, um noch eine Mini-Kletterpartie an einem hübschen Wasserfall einzulegen, an dessen Abhängen ein paar ziemlich wagemutige Schafe grasten und dann haben wir noch eine Art Museumsdorf (Núpsstað) mit den für das alte Island typischen Torfhäusern und einer wahnsinnig niedlichen kleinen Kirche (Raumhöhe ca. 1,60 m) besichtigt.
Rückweg über Vík und Dyrhólaey
Auf dem Rückweg am Montag haben wir an Islands berühmtestem Strand (Reynisfjara) bzw. kurz daneben Halt gemacht (von einem US-magazin als einziger nicht-tropischer Strand unter die schönsten zehn Straende der Welt gewaehlt), weil er noch bis zum 25. Juni wegen brütender Vögel gesperrt ist. Es ist feinster schwarzer Sand. Ein weiteres Postkartenmotiv sind die senkrecht stehenden Basaltsäulen (Stuðlaberg), die wie eine riesige Treppe die Klippen bilden, auf denen man herumklettern und sich Sonnen kann, besonders der schwarze Strand ist schön warm, zumal es am Boden ziemlich windstill ist. Und das dritte Highlight ist Kap Dyrhólaey, ein 120 m hoher Felsbogen, der vor 80.000 Jahren bei einem Vulkanausbruch entstanden ist. Er kommt in so ziemlich allen Fernsehdokumentationen über Island vor. Zugleich ist er neben(vor/nach) Kötlutangi der südlichste (!) Punkt Islands. Den Abschluss der Tour bildete ein Besuch am Skógafoss, einem ziemlich beeindruckendem Wasserfall, an dem wir unseren ersten eigenen Troll gefunden haben (der rechts im Bild). Kleiner Hinweis: Trolle, die ans Tageslicht kommen, versteinern. Manche sind auch ziemlich überwuchert und meist sieht man nur den fast Menschengroßen Kopf, der neugierig aus der Erde lugt.
Dann wars erst mal Zeit für den typischsten aller isländischen Snacks – Kaffee und Hot Dog (hier Pylsur genannt). Was anderes für Zwischendurch kennt der gemeine Isländer fast nicht.
Da wir von dem Wochenende alle ziemlich platt waren, haben wir kurz vor Reykjavik nur noch mal angehalten, um uns unsere erste heiße Quelle zu Gemüte zu führen. Der Schwefelgeruch ist wirklich betörend. Man riecht ihn sogar noch im heißen Wasser aus dem Hahn. Das wird nämlich von außerhalb der Stadt aus eben jenen heißen Quellen in langen Fernwärmeleitungen als Trinkwasser und zum heizen hierher gepumpt.
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